Japanischer Whisky

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Kirschblüte in Japan (Bild: envele)

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Japanischer Whiskey

Wer an Japan, das Land der aufgehenden Sonne denkt, der denkt kulinarisch vor allem an Sushi und den Reiswein Sake oder an den heimischen Shōchū. Bis Anfang des neuen Jahrtausends war Whisky bei diesen ersten Gedanken vermutlich eher eine Seltenheit. Doch seit einigen Jahren ist japanischer Whisky ein echtes In-Produkt in der Whiskywelt, mit steigender Nachfrage und stetig wachsender Produktion. Die bekanntesten japanischen Marken sind dabei Suntory, Nikka, Hibiki und Akashi.

Inhaltsverzeichnis

Kurzer Steckbrief japanischer Whisky

  • seit ca. 1870 wird Whisky in Japan produziert, aber erst seit den 1920er Jahren gibt es die offizielle, kommerzielle Whiskyproduktion dort
  • wegweisend waren Shinjirō Torii mit seiner Yamazaki Destillerie bei Kyoto, und sein Brennmeister Masataka Taketsuru, der später Yoichi auf Hokkaido aufbaute
  • diese beiden trennten sich nach persönlichen Differenzen und es entstanden die beiden Weltkonzerne Suntory und Nikka
  • es gibt Single Malts, Single Grains und Blends
  • die Herstellung ist sehr ähnlich zu der in Schottland
  • Seit 2021 gibt es relativ strenge Regularien für die Herstellung
  • japanischer Whisky zählt heute zu den besten und wertvollsten weltweit
Suntory Yamazaki 12 Jahre - seltener japanischer Whisky

Geschichte(n) um den japanischen Whisky

Japan besitzt eine lange Tradition in der Produktion alkoholischer Getränke. So stammen die ersten Überlieferungen der Sake-Produktion aus dem dritten Jahrhundert vor Christus und seit dem 16. Jahrhundert wird Shōchū gebrannt, jener für Japan typische Branntwein aus wahlweise Reis, Gerste, Süßkartoffel oder Zuckerrohr. Die Herstellung von Whisky begann dann um 1870. Diese Produktionen sind aber noch nicht als kommerziell anzusehen.

Der erste Kontakt zwischen japanischem Whisky und Einwohnern der westlichen Welt fand 1918 in Hakodate auf Hokkaidō statt. Soldaten der „American Expeditionary Force Siberia, AEF Siberia“, die im Rahmen des russischen Bürgerkrieges nach Wladiwostock geschickt worden waren, tranken während eines Landganges „Queen George“, einen japanischen Whisky nach schottischem Vorbild. In der Folge verbreitete sich das Wissen um Whisky aus Japan.

Eine der prägenden Figuren von Japans weiterer Whisky-Geschichte war Shinjiro Torii, ein Händler für pharmazeutische Produkte. Er kreierte aus importiertem portugiesischem und spanischem Wein seinen „Akadama Port Wine“, der in Japan sehr erfolgreich war und aus Torii einen wohlhabenden Händler machte. Shinjiro Torii aber wollte mehr, denn sein Lebenstraum war es, japanischen Whisky für Japaner zu machen. Also baute er in Yamazaki, einem Vorort von Kyoto in einer Gegend, die berühmt für ihr wunderbares und klares Wasser ist, die erste Whisky Destillerie Japans auf. 

Als Leiter und Brennmeister dieser Destillerie stellte er Masetaka Taketsuru an. Der studierte Chemiker hatte im schottischen Glasgow die Destillierkunst studiert, bei Hazelburn (Campbeltown), Craigellachie (Speyside) und Lagavulin (Islay) gelernt und kehrte mit seinem Wissen 1920 nach Japan zurück. 

1934 verließ Taketsuru die Yamazaki Destillerie und gründete mit der Dainipponkaju, dem späteren Nikka sein eigenes Unternehmen und baute höchst erfolgreich seine Yoichi Destillerie in Hokkaidō auf.

Ein langer Siegeszug um die Welt

In Japan selbst wurde Whisky schnell zu einer Erfolgsgeschichte und begann sich so erfolgreich neben Sake und Shōchū zu etablieren, dass so manche Sake- und Shōchū- Brennerei auf die Whiskyproduktion umschwenkte. Bekanntes Beispiel hierfür ist die White Oak Brennerei, die mit ihrem Akashi heute noch Whisky von guter Qualität herstellt.

International spielte der Whisky aus Japan lange Zeit keine Rolle. Die wenigen Abfüllungen, die die Grenzen Japans Richtung westliche Welt verließen, konnten an Qualität nicht mit vergleichbaren Produkten aus Irland und Schottland mithalten. Zudem war der Bedarf im eigenen Land nachhaltig so groß, dass man mit dem Produzieren kaum hinterher kam und alles, was vor Ort hergestellt wurde auch vor Ort konsumiert wurde.

Die „World Whiskies Awards“ änderten 2007 auf einen Schlag die Weltordnung in Sachen Whisky. Denn der „Taketsuru Pure Malt 21 Years Old“ von Nikka Whisky erhielt dort die Goldmedaille in der Kategorie „World’s Best Blended Malt“, der „Suntory Hibiki 30 Years Old“ erhielt ebenfalls die Goldmedaille in der Kategorie „World’s Best Blended“. 2015 führte Whisky-Papst Jim Murray in seiner 2015 „Whisky Bible“ den „Suntory’s Yamazaki Single Malt Sherry Cask 2013“ sogar als „World Whisky of the Year“.

Seitdem genießt der japanische Whisky sowohl unter den Whiskyexperten als auch unter den Whiskytrinkern weltweit ein ungebrochen hohes Ansehen.

Stil und Geschmack von japanischen Whisky

Die Zeiten, da japanischer Whisky eine (schlechte) Kopie von schottischem Whisky war, sind lange vorbei. Obwohl in Japan die meisten Standorte für Brennereien nach den Aspekten schottischer Landschaft ausgewählt sind – sauberes Quellwasser und Torf- und klimatisch vergleichbar mit Schottland, trägt Japans Whisky inzwischen eine ganz eigene Handschrift.

Geschmacklich war japanischer Whisky vor ein, zwei Jahrzehnten noch in Richtung Speyside oder Lowland Whiskies orientiert, eher mild, getreidig, floral, weniger die kräftigen, rauchig-torfigen oder salzigen Aromenspiele eines prägnanten  Islay- oder Highland-Whiskies.

Auch das hat sich verändert und die Aromen-Palette japanischer Whiskies ist deutlich breiter geworden, so dass sich DER Geschmack/DAS Aroma eines in Japan gebrannten Whiskies pauschal nicht mehr formulieren lässt.

Interessant ist auch, dass aufgrund der höheren Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter in Japan im Vergleich zu Schottland Whiskies aus Japan deutlich  schneller reifen. So entspricht ein sechs bis acht Jahre alter japanischer Whisky oft einem zehn bis 12 Jahre alten Whisky aus Schottland.

Große Unterschiede gibt es, was den Konsum des Whiskies angeht. Während die westliche Welt gerne einen Single Malt Whisky trinkt und den meist entweder pur, mit etwas stillem Wasser oder auf Eis genießt, trinken die Japaner lieber Blended Whisky. Da der Whisky oft zum Essen getrunken wird, wird er mit Wasser aufgegossen (im Sommer mit kühlem, im Winter oft mit erwärmtem Wasser) und vergleichsweise stark verdünnt getrunken.

Die Whiskyarten Japans

In Japan werden vorwiegend drei verschiedene Arten von Whisky hergestellt. Dabei unterscheiden sie sich in Malt, Grain und Blended Whisky. Der Hintergrund dieser Unterschiede besteht in den einzelnen Zutaten bzw. der Mischung verschiedener Erzeugnisse. Ähnlich wie bei schottischem Whisky kommt es darauf an, welches Malz oder Getreide man verwendet und wie destilliert wird. Gelagert wird  meist in Eichenholzfässern wie den klassischen ex-Bourbonfässern oder Oloroso-Sherry-Fässern, aber auch exotisches Holz wie das der Mizunara-Eiche wird genutzt. Die Produktpalette wächst stetig, wobei die hohe Nachfrage in Japan selbst dazu führt, dass japanischer Whisky kaum exportiert wird.

Single Malt Whisky

Jeder Single Malt Whisky, also auch die japanischen Single Malts, wird aus  Gerstenmalzmaische destilliert. Dies geschieht in der Regel in den klassischen Pot Stills, den Kupferbrennblasen. Mit dem Ende des Destillationsprozesses wird der Rohbrand (mit max. 95 Vol%) in Fässer gefüllt und entsprechend gelagert. Bei dieser mindestens 3 Jahre dauernden Holzfass-Lagerung gewinnt der Whisky an Tiefe und neuen Aromen, gleichzeitig verdunstet ein gewisser Anteil Alkohol, der Angels’s Share. Abgefüllt wird mit mindestens 40 Vol%. Auch in Japan darf als Single Malt nur ein Whisky bezeichnet werden, der aus einer Brennerei stammt. Beispiel hierfür wären der Yamazaki 12 Jahre oder der Yamazaki 18 Jahre.

Grain Whisky

Auch die japanische Whisky-Branche stellt Grain Whiskys her. Grain Whiskys stammen anders als die Malts nicht aus gemälzter Gerste, sondern aus anderen Getreidesorten wie Gerste, Weizen oder Mais, der hierfür besonders beliebt ist. Dennoch hat ein Grain Whisky geschmacklich nicht viel mit einem originalen amerikanischen Bourbon gemein. Denn ein Bourbon muss aus den USA stammen und zu mindestens 51 Prozent aus Mais gebrannt sein. In Japan werden die Grain Whiskies vor allem für die Herstellung von Whisky Blends produziert und selten als Grain Whisky wirklich abgefüllt. Ein bekannter Grain wäre zum Beispiel der Nikka Coffey Grain Whisky, der in original schottischen Coffey Stills destilliert wird.

Blended Whisky

Der Blended Whisky ist in Japan beliebter als der Single Malt oder Grain Whisky und man findet viele runde, gut aufeinander abgestimmte Blends. Dabei werden je nach Qualität des Whisky Blends 10 bis 40 Prozent Malt verwendet, der Rest ist Grain Whisky. Da es eine Reihe Konzerne gibt, die Brennereien in Japan und Schottland haben (Nikka z.B. Ben Nevis, Suntory z.B. BowmoreAuchentoshan und Glen Garioch), finden sich in den japanischen Blends durchaus auch schottische Whiskys wieder. Bekannte japanische Blended Whiskys sind der Nikka from the Barrel oder auch der Hibiki Harmony.

Die bekanntesten japanischen Marken

Nikka

Die Nikka Brennerei wurde von Masataka Taketsuru gegründet, der vorher mit Torii zusammen den japanischen Whisky „erfunden“ hat. Man kennt Taketsuru auch liebevoll als „Vater“ des japanischen Whisky. Ziel des Gründers war es einen Whisky zu schaffen, der an die  Schottlands erinnert. Dort hatte er selbst das Handwerk gelernt und die leichten wie auch fruchtigen Whiskys besser kennengelernt. Produziert wurde von Beginn an auch der Yoichi Whisky, um dann aus diesen beiden einen Blend herzustellen. Nur ein Jahrzehnt nach der Gründung starb Taketsuru und so konnte er den weltweiten Erfolg seiner Destillerie nicht mehr miterleben. 

Im Stile des Gründers zeichnet sich Nikka heute aber vor allem durch kreative und neue Whiskysorten aus. Nikka Coffey Grain, der klassische Nikka from the Barrel mit und ohne Fassstärke oder auch der Nikka Rare Old Super sowie der Nikka Days gehören zum Standardsortiment.

Akashi

Mit dem Akashi White Oak No Age hat die White Oak Destillerie in Akashi einen Blend auf den Markt gebracht, der kräftig-bernsteinfarben mit vielen tollen Aromen rund um Zitronengras, Schokolade und Roggenbrot erfreut. Die Brennerei liegt auf der Insel Honshū, nordwestlich von Osaka. Bereits seit 1919 besitzt die Brennerei eine Lizenz zum Brennen von Whisky, aber erst ab 1984 wurde diese mit einer zweiten Produktionsstätte wirklich genutzt. 

Der Akashi White Oak No Age bezieht seinen Namen von den Weißeichenfässern, in denen der Whisky lagert. 30 Prozent Malt und 70 Prozent Grain Whisky, die mindestens drei Jahre in ex-Bourbonfässern lagerten und dann zwei Jahre in frischen Eichenholzfässern reifen durften, bestimmen diesen Blend.

Suntory

Suntory produziert in der Yamazaki Destillerie in einem Vorort von Kyoto, die damals die erste Whisky Brennerei auf japanischem Boden war. Schließlich war Gründer Shinjirō Torii mit seiner Weinhandlung der Wegbereiter für japanischen Whisky. Suntorys zweite Brennerei, die Hakushu Destillerie wurde 1973 in Japan’s Südalpen gegründet. Hakushu war zur Zeit ihrer Gründung mit 24 Brennblasen die größte Destillerie und auf 700 m über N.N. auch höchstgelegene Brennerei weltweit. Heute wird in der damaligen Hakushu West nicht mehr produziert - man errichtet 1981 mit Hakushu East eine modernere Anlage. 

Als Toriis Sohn, Keizō Saji, das Zepter übernahm, konnte Suntory mit vielen lustigen Werbefilmen und kreativen Slogans die Bekanntheit der Marke national und international steigern und auch in Europa Fuß fassen. Anfang des Jahrtausends übernahm Suntory die Islay Brennerei Bowmore. 2013 folgte die Übernahme des amerikanischen Konzerns Jim Beam. Diese ließ sich der japanische Konzern rund 14 Milliarden Dollar kosten. Heute kennt man das daraus entstandene Unternehmen als Beam Suntory.

Bekannte Whiskys aus dem Hause Suntory sind zweifelsohne der Yamazaki 12 und der Yamazaki 18, die inzwischen beide einen stetig wachsenden Sammlerwert haben. Mit dem Suntory Toki gibt es zudem einen Blend, mit dem man voll und ganz in die Aromenwelt der Brennerei eintauchen kann.

Hibiki

Zum Suntory Konzern gehört auch die Tochtermarke Hibiki Whisky. Generell hat Suntory einen Marktanteil von 70 Prozent auf dem japanischen Whiskymarkt. 

Die Hibiki Abfüllungen sind alles Blended Whiskys, die zu den besten ihrer Art gehören. Dies belegen einige internationale Auszeichnungen und Preise. Die Blends gibt es als 12, 17, 21 und 30-jährige Version sowie den besonders in Deutschland bekannten Hibiki Harmony.

Dachte man bei Japan früher an Sake und Shōchū, so hat sich das Land heute neben Irland, Schottland, USA und Indien einen festen Platz in der Welt der Whiskies erarbeitet. Egal ob als Sammler, Genießer, Fan oder Neuling in der Whiskywelt, am japanischen Whisky kommt man nicht mehr vorbei.